
Liebe Freund:innen, Interessent:innen, Kund:innen von inscape,
das verfügbare Wissen wächst immer weiter und ist mittlerweile – per ChatGPT sortiert – noch schneller jederzeit verfügbar. Das verändert unser Lernen nicht nur in Schulen und Universitäten, die versuchen zu prüfen, was die KI geschrieben hat und was selbst geschrieben wurde. Es stellt zudem eine grundlegende Frage: Wie lernen wir heute eigentlich? Lernen wird schließlich überall eingefordert. Menschen, Organisationen, KI-Systeme, sie alle sollen lernen, sich weiterentwickeln.
Zeitgleich muss man sich fast anstrengen, um wirklich in die Tiefe zu gehen. Zu omnipräsent sind mittlerweile die meist von künstlicher Intelligenz aufbereiteten Wissenshäppchen und vermeintlichen Antworten. Daher widmen wir uns in dieser Ausgabe dem Unterschied zwischen Wissen und Weisheit beziehungsweise Einsicht – und was dieser Unterschied für unsere Arbeit bedeutet. Am Ende gibt es wieder die Ankündigungen zu den nächsten bei inscape anstehenden Terminen.
Wissen und Weisheit
Wir leben in einer lernenden Gesellschaft. Über YouTube-Tutorials und Podcasts tröpfelt das Wissen in uns hinein. Ratgeberliteratur bleibt stabil im schwankenden Buchmarkt und E-Learnings ersetzen auch in Organisationen oft aufwendige Schulungen. Jeder holt sich das Wissen flexibel, wenn es gerade dazwischen passt. Stets wird also gelernt und Weiterbildung findet permanent statt. Sind wir dabei auch schlauer, sind wir klüger geworden?
Oder haben wir bei all der Wissensvermittlung die Weisheit, die Einsicht, im Sinne eines tieferen Verständnisses für die Zusammenhänge, vergessen? Was als philosophisch-gesellschaftliche Frage einer genaueren Betrachtung bedürfte, ist im Bereich des Coachings, in Organisationen und natürlich auch für ein Fortbildungsinstitut höchst relevant.
Das Konzept der lernenden Organisation gehört schon seit den 1990ern zum Management-Vokabular, maßgeblich durch Peter Senge geprägt. Was in der Essenz vor allem Anpassung an sich ständig verändernde Bedingungen forderte, und sowohl die kontinuierliche Selbstverbesserung als Organisation wie auch als Individuum in der Organisation meinte, fasst die Veränderungen, die die Wissensgesellschaft mit sich brachte, gut zusammen. Es wurde gelernt und es wird gelernt – stets mit dem Ziel voranzukommen. Doch vielleicht braucht es auch noch einen anderen Ansatz. Denn wie schon Sokrates wusste: „Ich kann niemandem etwas lehren. Ich kann sie nur zum Denken bringen.“
Coaching, Beratung oder die Supervision schaffen es idealerweise, nicht nur Wissen, sondern auch Einsicht und Verständnis zu vermitteln. Gerade wenn wie im Psychodynamischen die Emotionen und Beziehungsdynamiken mit einbezogen werden, wenn das Ziel also ist, nicht nur kognitiv größere Zusammenhänge erkennen zu können, sondern auch Mehrdeutigkeiten zu tolerieren, wenn Reflexion und Introspektion eine entscheidende Rolle in der Weiterentwicklung einnehmen. Oder wie Kets de Vries in seinem Text „Why Wisdom can’t be taught“ über besonders gute Coaches, Therapeut:innen, Berater:innen und Supervisor:innen schrieb: „Die Besten unter ihnen bieten keine Antworten. Sie bieten Raum. Sie stellen Fragen. Sie hören zu, ohne zu versuchen, Probleme zu lösen. Sie schaffen einen Rahmen, in dem Menschen ihr Leben verarbeiten, ihre Geschichten erzählen, reflektieren können, ohne beurteilt zu werden und vielleicht – nur vielleicht – zu neuen Erkenntnissen gelangen können.“
In Beziehungen lernen
Wir sind überzeugt, diese Haltung lässt sich am besten in Beziehungen erlernen. Und zwar durch und mit Menschen, die uns herausfordern, die uns helfen dorthin zu wachsen, wo sich die Weisheit und Einsicht finden lässt: In der Tiefe, nicht in der Masse. Genau deswegen stehen Beziehungen im Fokus unserer Aus- und Fortbildungen. Deswegen gucken wir nach innen – aber eben auch in das, was in der Gruppe und zwischen den Teilnehmenden passiert. Denn hier lässt sich Neues erlernen, hier lernen wir aus Erfahrungen, hier können sich die Teilnehmenden entwickeln und dieses Wissen mitnehmen in ihre Aufgaben als Coaches, Berater:innen, Supervisor:innen oder in ihre Organisationen.
Um sich für dieses Erfahrungslernen zu öffnen, braucht es die Bereitschaft, sich einzulassen auf die eigenen Bedenken und auf Unabwägbarkeiten. Deshalb vermitteln wir den Teilnehmenden bei inscape die Fähigkeit besser zuzuhören – und zwar anderen, wie auch sich selbst. Im besten Falle auch das Ungesagte zu hören. Dabei entdecken sie, dass Einsicht oft als Zweifel getarnt ist. Das ist ein hoher Anspruch und gleichzeitig unterstreicht es die Idee, dass es beim Lernen darauf ankommt, sich auf das nicht Gewusste einzulassen und nicht schon alles zu wissen. Auch später nicht – als Berater:in, als Coach oder als Führungskraft.
Denn eine lernende Organisation kann und sollte eben auch aus sich selbst lernen, in dem sie innehält, auf die Beziehungen schaut und aus den Beziehungen lernt. Kets de Vries schrieb im Juni auf LinkedIn: „Wissen kann das Herz erfüllen, aber Weisheit muss unter die Haut gehen.“ Das ist nicht immer angenehm, es steht dem Anspruch nahtloser und schneller Wissensvermittlung im Weg und führt doch zu mehr Verständnis und Einsicht– und damit auch zu einem wirklichen Vorankommen.
Psychodynamische Veränderungskompetenz
Wer sich darauf einlassen will: Am 14. bis 16. November startet wieder die „Fortbildung zur Generativen Organisations- und Kulturentwicklung. Psychodynamische Veränderungskompetenz in Führung und Beratung“. Es geht darum, Beziehungsdynamiken und Emotionen in Veränderungsprozessen in Organisationen zu verstehen und innerhalb der Organisationen Räume zu schaffen in denen diese wahrgenommen, verstanden und wirksam werden können.
Denn wenn wir uns die Kräfte vergegenwärtigen, die im Inneren und Äußeren gegeneinander wirken und interagieren, eröffnen sich alternative Herangehensweisen und neue Handlungsspielräume: in und zwischen Teams und Organisationsbereichen, zwischen Organisation und Marktgeschehen oder zwischen alter Struktur und neuer Strategie sowie veränderter Arbeitsweise.
Dabei arbeiten wir an ganz praktischen Aufgabenstellungen aus den jeweiligen Organisationen der Teilnehmenden, lernen voneinander und miteinander. Wir arbeiten bewusst mit den Dynamiken innerhalb der Fortbildungsgruppe, verbinden Input mit Reflexion und erforschen so auch versteckte Zusammenhänge – um nach vier Modulen ein Stück weit schlauer sein. Wir sind uns sicher, jede:r Teilnehmer:in wird am Ende ein bisschen etwas anderes gelernt haben bei der Verknüpfung der Inhalte, Erfahrungen und Erkenntnisse.
- Am 14. November geht es mit der Fortbildung zur Generativen Organisations- und Kulturentwicklung los. Fokus sind dabei praktische Fragestellungen der Beratung und Führung von Organisationen.
- Die Supervisionsweiterbildung beginnt am 27. November 2025. Das Ziel der nach DGSv-Richtlinien stattfindenden Weiterbildung ist es, die bereits vorhandenen Kompetenzen sowie das Wissen um Beratungskonzepte zu vertiefen und zu erweitern.
- Am 5. und 6. Dezember findet der Workshop zur Arbeit mit der sozialen Traummatrix in Supervision, Gruppentherapie und der Organisationsentwicklung statt.
- Die inscape Coaching-Ausbildung beginnt mit ihrem ersten Modul vom 05. bis 08. März 2026. Während der Ausbildung entwickeln die Teilnehmer:innen ihre Haltung als Coach und setzen sich mit den psychodynamischen Aspekten der Coaching-Arbeit auseinander.
Anmeldungen zu allen Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.
Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie hier.
Damit verabschieden wir uns für die sechsunzwanzigste Ausgabe des Newsletters. Die nächste Ausgabe erscheint im November.
Herzliche Grüße,
das inscape-Team