
Liebe Freund:innen, Interessent:innen, Kund:innen von inscape,
gerade gehen sie wieder durch die Nachrichten, die hohen Fehlzeiten deutscher Arbeitnehmer:innen. Der Allianz-Chef Oliver Bäte fordert als Teil der Debatte, den sogenannten Karenztag bei Krankmeldungen wieder einzuführen. Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wäre demnach am ersten Tag der Krankmeldung ausgesetzt. Das Thema des 13. Coachingkongresses, „Die Sprache der Abwesenheit – die widersprüchliche Sehnsucht nach Rückzug und Resonanz“, ist also aktueller denn je.
Es verwundert allerdings wenig, dass die Antwort psychodynamischer Coaches und Berater:innen dabei anders aussieht als die Forderung von Oliver Bäte. Warum wir glauben, dass das Thema sowieso Teil eines größeren Komplexes „Kulturentwicklung“ ist, stellen wir im Schwerpunkt dar. In der Kategorie „Woran wir denken, woran wir arbeiten“, die ab jetzt übrigens zwei Themen in kompakter Form umfassen wird, teilen wir eine Erkenntnis aus dem Berater:innenforum und blicken auf den Abschluss des vergangen Jahrgangs der Coachingausbildung. Zum Schluss finden Sie die Ankündigungen zu den nächsten bei inscape anstehenden Terminen.
Bindung durch Unternehmenskulturentwicklung
Fragt man Chat GPT, was die meistverwendeten Worte sind, die zur Beschreibung der eigenen Unternehmenskultur genutzt werden, dann braucht das Sprachmodell nicht lange, um die folgenden Begriffe auszuspucken: teamorientiert, innovativ, offen, respektvoll, flexibel und engagiert. Auch die Worte Transparenz, Vielfalt und Nachhaltigkeit fehlen nicht in der Aufzählung.
Durch diese Werte, Ziele und Visionen sollen die Mitarbeiter:innen sich schließlich mit dem Unternehmen identifizieren und langfristig gebunden werden. Doch die Schauseite der Unternehmenskultur funktioniert nicht ohne das Zusammenspiel mit der weniger sichtbaren Erlebensseite, sie funktioniert nicht ohne wirkliches Arbeiten an der Unternehmenskultur.
Zwar sind Containment und die Anerkennung der Erschöpfung, die sich in den hohen Fehlzeiten von Arbeitnehmer:innen zeigen, in der Tat eine wichtige Funktion von psychodynamischem Coaching. Doch aus unserer Sicht ist die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen, Interessen, Vorgeschichten und Vorstellungen, wie sie in der Kulturentwicklung geschieht, ebenso essentiell. Erst in diesem Ringen miteinander wie auch mit konfliktbesetzten Themen kann Bindung entstehen. Im Workshop „Bindung durch Unternehmenskulturentwicklung“, als Teil des Coachingkongresses am 28. Februar und 1. März in Kassel, werden Dr. Verena Mell und Silke Facilides daher einen ganz konkreten, möglichen Weg vorstellen, der aufzeigt und diskutiert, in welchem Umfang und auf welche Art und Weise die Unternehmenskulturentwicklung ein wichtiges Element für Bindung sein kann – und wo ihre Begrenzung liegt.
Natürlich schafft die Kulturentwicklung auch Räume für Containment. In unterschiedlichen Formaten bringen Mitarbeiter:innen ihr Erleben, ihre Fragen, ihre Probleme ein und fühlen sich somit weniger allein. Denn sie merken, anderen geht es ähnlich. Es werden Begegnungen geschaffen, bei denen, durch den Austausch und den unterschiedlichen Umgang mit bestimmten Herausforderungen, viel praktisches Erfahrungswissen vermittelt werden kann. So bringt die Kulturentwicklung auch das große Ganze der Organisation immer wieder in den Alltag und lenkt damit den Blick auf den Gesamtkontext, der so oft vermisst wird in Zeiten gesteigerter Spezialisierung der Tätigkeiten und dem Rückzug ins Homeoffice.
Viel mehr als ein Containment-Provider
Durch die zunehmende Automatisierung und die Normalisierung des hybriden Arbeitens, wird der zwischenmenschliche Kontakt im Arbeitsalltag vieler Menschen immer weniger. Dabei brauchen wir starke soziale Netzwerke, auch um den Stress gut bewältigen zu können und um gesund zu bleiben. Genau hier kann eine Aufgabe von Unternehmenskulturentwicklung liegen, also beim Knüpfen solcher sozialen Netzwerke zu unterstützen, die in der modernen Netzwerksorganisation eben auch auf menschlicher und emotionaler Ebene gepflegt und gelebt werden müssen. Gleichzeitig ist es in diesem Kontext wichtig, nicht als ‚Containment-Provider missbraucht‘ zu werden. Es geht also um mehr, als lediglich den Frust und Ärger im passenden Kulturformat aufzufangen, damit die Mitarbeitenden den Arbeitsalltag besser verkraften.
Daher ist es für gute Kulturentwicklung unerlässlich, dass alle Ebenen der Organisation mit unterschiedlichen Formaten und Angeboten involviert sind und somit die Erkenntnisse aus der Kulturentwicklung auf allen Ebenen gehört werden. Sie müssen also in die Managemententscheidungen mit einfließen. Auf diese Weise wird Kulturarbeit nicht nur entwickelt, sondern selbst zu einem Entwicklungsfaktor. Im Workshop beim Coachingkongress werden wir anhand eines laufenden Praxisfalls konkret diskutieren, wie Kulturentwicklung ausgestaltet und immer wieder angepasst werden kann. Außerdem werden wir zeigen, welches Potential in ihr steckt. Mehr Informationen zum Coachingkongress finden Sie hier.
Woran wir denken, woran wir arbeiten:
Coachingausbildung abgeschlossen
Was ist eigentlich mein Coachingprofil? Wie will ich es am Ende der Coachingausbildung beschreiben und wie will ich mich präsentieren? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des letzten Moduls der Coachingausbildung im November des vergangenen Jahres.
Es war übrigens das erste Modul, welches in den neuen Institutsräumen von inscape stattfand. Material war dabei sowohl eine soziale Fotomatrix mit der Aufgabenstellung „Ich als Coach“ wie auch eine persönliche Präsentation aller Teilnehmer:innen mit der Hilfe von Flyern, Websites, Power-Point-Präsentationen oder anderer Formen der Selbstdarstellung. Daneben galt es, inhaltlich aber auch emotional, auf den Prozess der Einzelnen und der Gruppe als Ganzes zurückzuschauen - und Abschied zu nehmen (ein Foto davon finden sie hier oben). Höhepunkt war die Überreichung der Teilnahmebescheinigungen und ein gemeinsames Abendessen mit der Kurs- und Organisationsleitung bestehend aus Ullrich Beumer, Annekatrin Vetter und Gabriele Beumer. Hier gab es Raum für Gespräche, Erinnerungen und neue, gemeinsame kollegiale Pläne. Denn allen Beteiligten war – ganz kölntypisch – klar: „Niemals geht man so ganz…“.
Generatives Berater:innenforum gestartet!
Auch beim ersten Treffen des neu ins Leben gerufenen Generativen Berater:innenforums haben wir uns mit der Frage beschäftigt, inwieweit wir als Berater:innen mehr leisten können als Containment. So haben wir uns zum Beispiel gefragt: Woher können die Ideen für dieses Mehr eigentlich kommen? Die Diskussion erinnerte dabei durchaus an den letzten Coachingkongress zum Thema Nachhaltigkeit. Dort stand ja gerade auch in den Transfergruppen die Frage im Raum, ob Nachhaltigkeitsthemen von psychodynamischen Coaches und Berater:innen eigentlich aktiv in die Beratungen miteingebracht werden müssten. Selbst wenn diese vom Coachee oder der Organisation nicht angesprochen werden. Dabei ist klar, dass es bei der Größe des Themas nicht mit einer einfachen Idee getan ist. Doch, und das wurde letztes Jahr beim Coachingkongress und nun im Generativen Berater:innenforum klar, der Impuls mitzugestalten, wird immer dringlicher und das sich darin gegenseitig bestärken, inspirieren und unterstützen ebenso.
Was bei uns ansteht:
- Der Coachingkongress, der abseits des oben erwähnten Workshops noch zahlreiche andere Workshops, Vorträge und Möglichkeiten zum Austausch bietet, findet am 28. Februar und 1. März an der Universität Kassel statt.
- Der in Ausgabe 19 näher erläuterte Workshop „Psychodynamik in der Führung“ geht vom 16. bis 18. Mai in Hamburg.
- Am 13. und 14. Juni gibt es wieder den Workshop zur „Einführung in die psychodynamische Beratung“. Hier werden psychodynamisch inspirierte Methoden vermittelt, sowohl durch kurze Theorieinputs wie auch die Arbeit mit dem praktischen Material der Teilnehmer:innen.
Anmeldungen zu allen Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.
Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie hier.
Damit verabschieden wir uns für die zwanzigste Ausgabe des Newsletters. Die nächste Ausgabe erscheint im März.
Herzliche Grüße,
das inscape-Team