inscape - Zwischen den Zeiten Ausgabe 19

Newsletter Ausgabe 19

Liebe Freund:innen, Interessent:innen, Kund:innen von inscape,
Kunst kann Dinge sagen, die sonst nicht gesagt werden können. Deshalb ist Kunst, und die Auseinandersetzung mit ihr, ein wichtiges Element unserer Arbeit. Wer sich von einem Kunstwerk berühren lässt, tritt in Verbindung mit sich selbst und gleichzeitig wird eine Verbindung zwischen Betrachter:in, Kunstwerk und Künstler:in möglich. Solche Resonanzmomente können ein Gefühl von tiefer Bedeutung und Verbundenheit schaffen in dieser zunehmend resonanzlosen Zeit.
 
Deshalb blicken wir im Schwerpunkt auf unsere Verbindung zur Kunst und erklären dabei zudem, was es mit den Glasobjekten auf sich hat, die inscape schon seit Jahrzehnten in seinen Institutsräumen begleiten. In der Kategorie „Woran wir denken, woran wir arbeiten“ geht es um den Workshop „Psychodynamik in der Führung“, den wir im Mai anbieten werden. Zum Schluss gibt es wie gewohnt die Ankündigungen zu den nächsten, bei inscape anstehenden Veranstaltungen.

Ganz sicher mehr als Vasen, Schalen und Kerzenleuchter
Wer schon einmal bei uns gewesen ist oder sich die wechselnden Bilder im Header genau angeschaut hat, dem werden die verschiedenen Glasobjekte aufgefallen sein.

Das mit Stülpa überzogene, „geschützte“ Objekt im aktuellen Header, wie auch das Werk mit dem Titel „Sperms“ (Spermien) hier oben, sind beide ebenfalls in unseren Institutsräumen zu finden. All den Objekten ist gemeinsam, dass sie uns seit Bestehen des Instituts begleiten. Damals leitete Gabriele Beumer das Glasmuseum einer Kulturstiftung im Münsterland. So entstand das Interesse für Glasobjekte aller Art, jenseits der „klassischen Vasen, Schalen und Kerzenleuchter“ wie sie das weitverbreitete Triumvirat sonstiger Glaskunst nennt. Von größerem Interesse sind für Gabriele Beumer hingegen Glasobjekte, die von anderen Bereichen der bildenden Kunst wie Bildhauerei und der Malerei inspiriert sind.
 
Die beiden hier gezeigten Objekte entziehen sich ebenfalls einer schnellen Interpretation. So hat die belgische Künstlerin Lieve van Stappen mit dem Objekt „Sperms“ die Gewalt, der Frauen in Kriegen ausgesetzt sind, symbolisiert. Auf der Spitze des Glassperms befindet sich eine Patronenhülse! Wichtig ist Gabriele Beumer, Arbeiten von Künstler:innen zu sammeln, die sie persönlich kennt. Dadurch hat sie einen besonderen Bezug zu jedem Objekt und Bild. Die Kollektion wird sicherlich weiterwachsen. Wie die Bilder und Objekte auf die Betrachter:innen wirken, ist immer wieder ein spannendes Thema, auch in unserer Arbeit.

Direkt ins Hier und Jetzt
„Wir haben uns von uns selbst entfernt. Wir haben uns voneinander entfernt,“ so beobachtet die Lyriker:in und Theaterautor:in Kae Tempest im lesenswerten Essay „Verbundensein“ (Suhrkamp, Nova, 2020) und beschreibt dabei, wie Kreativität und Kunst durch Momente der Verbundenheit zu mehr Empathie, mehr Verantwortungsübernahme und Gemeinsinn führen können.
 
Künstlerisches Arbeiten leitet uns direkt ins Hier und Jetzt. Das künstlerische Handeln kann dabei unterschiedliche, subjektive Wahrnehmungen verdeutlichen und zwischen diesen eine Brücke schlagen. In einem gemeinsamen kreativen Prozess lässt sich zudem viel über Rollenverhalten, Kooperation und Konkurrenz lernen. Gleichzeitig schafft es eine Darstellungs- und Ausdrucksform, die zu ungewohnten Assoziationen, Erkenntnissen und alternativen Perspektiven einlädt. Das kreative Arbeiten ergänzt unsere gemachten Erfahrungen mit inneren Phantasien. In diesem Abgleich entsteht laut Thea Mikkelsen (in: „Coaching the creative impulse“) die Kreativität. So schreibt sie: „Kreativität hängt davon ab, dass wir die Welt durch unsere individuellen Filter beobachten und auf sie reagieren“.
 
Das Unbewusste ist also im künstlerischen Schaffensprozess genauso präsent wie in der Wahrnehmung von Kunst. Das psychodynamische Arbeiten ist ein kreativer Prozess an sich, ein sich Einlassen auf die innere Resonanz und die freien Assoziationen bezüglich der Welt der Organisation und dem soziokulturellen Kontext. Kunst und künstlerisches Arbeiten lässt sich in diesem Prozess vielfältig einsetzen. In einem gezielt gestalteten und begleiteten psychodynamisch-kreativen Erfahrungsraum können wir Ungewohntes ausprobieren und viel lernen über unser gewohntes Handeln. Die Arbeit mit künstlerischen Methoden ist dabei, genau wie die Psychodynamik, nichts für Feiglinge. Sie nimmt persönlich, macht angreifbar und ist schwer planbar. Genau darin liegt ihre Kraft, und unsere Lust mit ihr zu arbeiten.

Woran wir denken, woran wir arbeiten: Gute Führung braucht Psychodynamik
Brachial, inhaltlich plump und doch auf einem instinktiven Level taktisch vorausschauend. So lässt sich das Führungsverhalten von Donald Trump zusammenfassen. Auch wenn es in der Welt anscheinend wieder mehr autoritären Appetit gibt, würde wohl kaum eine Organisation einen solchen Führungsstil proklamieren. Doch selbst wer beste Absichten hat, wird beim Thema Führung auf Widerstände und Ärger treffen.

Schließlich gehört es zu den emotional am stärksten besetzten Themen in Organisationen. Zwar gibt es sie, die, meist auch öffentlich artikulierte, Sehnsucht nach wertschätzender, kooperativer und transparenter Führung. Genauso spielt hier allerdings eine Psychodynamik mit rein, in der Enttäuschung - und auf Seiten der Geführten - auch Wut eine große Rolle spielen. Zeitgleich bleiben bei den Führungskräften häufige Momente der Überforderung oder Ohnmacht.
 
Um in dieser Gemengelage seinen eigenen Führungsstil zu finden, der auch noch zum Team und zur Organisation passt, braucht es nicht nur hohe Kompetenzen im Selbstmanagement. Wie wir in Coachings immer wieder feststellen, ist zudem ein Bewusstsein für die psychodynamischen Prozesse extrem hilfreich, um die Situation zu verstehen und handlungsfähig zu bleiben. Deshalb bieten wir nun im Mai erstmals einen dreitägigen Workshop zu dem Thema in Hamburg an. Im Anschluss daran wird die Integration des Erlernten in zwei Online-Coachingsequenzen in Kleingruppen unterstützt.
 
Ziel der drei Tage und des anschließenden Prozesses ist es, eine Klarheit über die eigene Führungsrolle zu entwickeln. Dazu gehört für uns ein Grundverständnis von psychodynamischen Prozessen in Organisationen und Teams, inklusive einer Bewusstwerdung der eigenen und organisationalen Muster und Potenziale. Deswegen nutzen wir auch die konkrete Arbeit im Hier und Jetzt der Gruppe, um ein entsprechendes Sensorium für einen Zugang zu unbewussten Prozessen in Organisationen zu entwickeln. So vereint der Workshop die Theorie mit Erfahrungslernen und fokussiert sich darauf, wie beides in den konkreten Führungsalltag transferiert werden kann.
Mehr Informationen finden Sie hier.
 
Was bei uns ansteht:

Anmeldungen zu allen Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.

Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie hier.

Damit verabschieden wir uns für die neunzehnte Ausgabe des Newsletters. Die nächste Ausgabe erscheint im Januar. Bis dahin wünschen wir eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch.

Herzliche Grüße,

das inscape-Team

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