
Liebe Freund:innen, Intessent:innen, Kund:innen von inscape,
in Zeiten, in denen Hierarchien abgebaut werden, sich die Bindung an Organisationen lockert, der Fokus auf Teams wandert und diese doch weniger stabil werden, gewinnt Supervision weiter an Bedeutung. Dabei spielt sie nicht nur beim Zusammenhalt und bei der Zusammenarbeit eine wichtige Rolle, vor allem bietet Supervision eine Möglichkeit zum Draufschauen, zum dahinter und anders schauen.
Auch die Supervisionsweiterbildung bei inscape entwickelt sich stets weiter, integriert neue Elemente und verliert doch nicht seinen psychodynamischen Fokus. Im Schwerpunkt blicken wir darauf, wo genau wir uns verorten und was wir den künftigen Supervisor:innen auf den Weg mitgeben. In der Kategorie „Woran wir denken, woran wir arbeiten“ beschäftigen wir uns dieses Mal mit dem Thema Abschied und Trauer. Zum Schluss finden Sie wieder die Ankündigungen zu den nächsten bei inscape anstehenden Terminen.
Erwerb von Gruppenkompetenz
Die Arbeitswelt entwickelt sich in atemberaubendem Tempo weiter. Digitalisierung, der Einsatz von künstlicher Intelligenz, Agilität, vernetztes Arbeiten und Dezentralisierung prägen unser berufliches Umfeld, sei es in Profit-Organisationen, sei es im Non-Profit-Bereich. Der Umgang mit Komplexität und Unsicherheit stellt eine Herausforderung sowohl für die einzelnen Rollenträger:innen als auch für die Organisationen und Unternehmen dar. Insbesondere die Bedeutung von Projekt- und Teamarbeit nimmt weiter zu.
Vor diesem Hintergrund gewinnt Supervision als Beratungsform zunehmend an Bedeutung: Während klassisches Coaching, insbesondere Führungskräftecoaching, sich tendenziell eher im Einzelsetting abspielt, setzt Supervision den Fokus auf Gruppen und Teams und bietet hier ein erprobtes Beratungskonzept an.
Der Erwerb bzw. die Vertiefung von Gruppenkompetenz bedeutet eine wesentliche Kompetenzerweiterung für Berater:innen. In unseren inscape-Weiterbildungen machen wir immer wieder die Erfahrung, dass die Teilnehmer:innen vor der Beratung von Teams und Gruppen besonderen Respekt haben, weil sie sich der Komplexität und Vielfalt der involvierten Personen, Rollen wie auch den Beziehungsdynamiken zwischen den Beteiligten teilweise nicht gewachsen fühlen.
In unserer inscape-Supervisionsweiterbildung legen wir daher besonderen Wert auf den Erwerb von Gruppenkompetenz. Zum einen mit Blick auf die reflektierte Erfahrung, selbst Mitglied einer Weiterbildungsgruppe zu sein: Wie fühlt sich Gruppendynamik ‚am eigenen Leib‘ an, welche bevorzugten informellen Rollen nehme ich im Gruppengeschehen ein etc.? Zum anderen mit Blick auf Theorie-Wissen über Gruppen- und Teamdynamiken aus psychodynamischer Sicht: Welche Konzepte und Modelle helfen mir hier beim Verstehen, ‚was eigentlich los ist‘ in einem Team, das ich berate? Welche Diagnose- und Interventionsmöglichkeiten stehen mir zur Verfügung, und wie treffe ich als Berater:in eine gute Entscheidung darüber, wann ich welches Instrument anwende?
Psychoanalytische Hintergrundfolie
Es ist entscheidend, latente und unbewusste Dynamiken wahrzunehmen und zu verstehen, um zukunftsorientiert handeln bzw. beraten zu können. Dies klingt leichter gesagt als getan, denn es bedeutet vor allem, sich selbst gut zu kennen, die eigenen Wahrnehmungsmuster, Handlungsroutinen, auch Verführbarkeiten in den Blick zu nehmen und das eigene ‚Sensorium‘ zu erweitern. Dies lässt sich aus unserer Sicht am besten im Spiegel anderer Menschen lernen, in einem wohlwollenden, anspruchsvollen und auch kritisch-wachem Lernumfeld mit kundiger und erfahrener Leitung. Nach diesem Maßstab gestalten wir unser Angebot der inscape-Supervisionsweiterbildung unter der Leitung von Karin Herrmann und Reinhard Völzke.
Weiterhin bedarf es ohne Frage auch einer umfassenden theoretischen Grundlage, die die Solidität des eigenen Handelns grundiert bzw. absichert. Die inscape-Supervisionsweiterbildung setzt hier schwerpunktmäßig auf einen psychodynamischen Zugang, d.h. psychoanalytische Konzepte bilden die Hintergrundfolie.
Generell gilt: Im Rahmen von Supervision können Teammitglieder, Professionals sowie Führungskräfte in Ruhe ‚draufschauen‘ – nichts anderes bedeutet ‚Super-Vision‘ –, durch welche oft unbewussten Dynamiken ihr beruflicher Alltag geprägt ist und welche Gestaltungsspielräume erkennbar werden. Supervision dient letztlich immer dem Ziel, die berufliche Arbeit (und ihre Rahmenbedingungen) zu verbessern. Der fremde Blick der Supervisorin bzw. des Supervisors unterstützt beim ‚Drauf-Schauen‘ aufs eigene professionelle Handeln.
Woran wir denken, woran wir arbeiten: Trauerarbeit
Kürzlich lud die lit.Cologne Daniel Schreiber und Mely Kiyak zum öffentlichen Gespräch über die Trauer. Während Schreiber in seinem im Jahr 2023 erschienen Essay „Die Zeit der Verluste“ den Tod seines Vaters reflektiert, fragt sich Kiyak in ihrem neu aufgelegten Roman „Herr Kiyak dachte jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an“, was bleibt, ‚wenn einem der Vater durch die Finger rieselt.‘ Was bleibt also im Bewussten und im wahrnehmbaren Teil des Lebens und was verbleibt im Unbewussten und damit doch so Ausschlaggebenden?
Obwohl die Trauer während der Pandemie in den öffentlichen Diskurs schwemmte, sich ja eigentlich auch nicht vermeiden ließ, bleibt sie weiterhin ein meist verborgenes, ins Persönliche zurückgedrängtes Thema. Dabei ist ein anderer Umgang möglich und Kiyak proklamiert in diesem lesenswerten Interview sogar: „Sie merken schon, ich halte viel vom Sterben!“
Wie der Abschied, so ist auch die Trauer sowieso Teil eines jeden Prozesses. Selbst die der Sentimentalität wohl unverdächtige Unternehmensberatung McKinsey & Company widmete sich dem Thema zu Beginn der Pandemie. Auch wenn man sich ihrer Effizienzlogik nicht anschließen muss, so strichen die Autoren des Artikels „The hidden perils of unresolved grief“ heraus, dass Trauer nicht nur als Folge des Todes eines geliebten Menschen auftritt, sondern es mannigfaltige Anlässe auch im Unternehmens- und Beratungskontext gibt, und so zu jederzeit unbewältigte Trauer in einer Organisation präsent ist, ob persönlicher oder kollektiver Natur, Trauer für die es oft keinen Raum gibt. Dabei stellen die Autoren fest: „Wenn wir einen tiefen Verlust erleiden, verlieren wir nicht nur eine Person, eine Sache, einen Arbeitsplatz; wir verlieren auch eine Reihe tief gehegter Träume und Visionen.“ Zeit also, der Trauer in ihren bewussten und unbewussten Facetten, auch in der Beratungsarbeit, mehr Raum zu geben.
Was bei uns im Institut ansteht:
- Vom 27. bis 31. Mai steht die zweite inscape experience des Jahres 2024 an und zwar in Traunstein. Mehr zum Konzept der inscape experience, gibt es in Ausgabe 7 des Newsletters zu lesen.
- Der Workshop zur „Einführung in die psychodynamische Beratung“ findet am 5. und 6. Juli statt. Hier werden psychodynamisch inspirierte Methoden vermittelt, sowohl durch kurze Theorieinputs wie auch die Arbeit mit dem praktischen Material der Teilnehmer:innen.
- Die oben vorgestellte Supervisionsweiterbildung für Coaches beginnt am 5. September. Das Ziel der nach DGSv-Richtlinien stattfindenden Weiterbildung ist es, die bereits vorhandenen Kompetenzen sowie das Wissen um Beratungskonzepte zu vertiefen und zu erweitern. Auf diese Weise soll ein eigenes Profil als Supervisor:in entwickelt werden.
Anmeldungen zu allen drei Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.
Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie hier.
Damit verabschieden wir uns für die zwölfte Ausgabe des Newsletters. Die nächste Ausgabe erscheint im Mai.
Herzliche Grüße,
das inscape-Team