inscape - Zwischen den Zeiten Ausgabe 10

inscape - Zwischen den Zeiten Ausgabe 10

Liebe Freund:innen, Intessent:innen, Kund:innen von inscape,

als Jürgen Klopp kürzlich ankündigte, er würde seinen aktuellen Verein FC Liverpool zum Ende der Saison verlassen und sich danach erst Mal eine Pause von seinem Job als Fußballtrainer gönnen, schaffte es die Nachricht in Großbritannien und Deutschland in die Hauptnachrichten. Doch nicht nur seine Erfolge, vor allem das charismatische Wesen, die Art wie Klopp anscheinend nie verbergen kann, wie es um seine Stimmung steht, wenn er in Interviews oder am Spielfeldrand vor Wut tobt oder sich vor Freude nicht zurückhalten kann, haben Klopp über die Jahre so populär werden lassen. Klopp lässt die Zuschauenden im wahrsten Sinne des Wortes teilhaben an dem was in ihm passiert.
 
Keine Sorge, aus „inscape – Zwischen den Zeiten“ ist nicht auf einmal ein Newsletter zur Betrachtung des Profisports geworden, auch wenn Jürgen Klopp sicherlich ein wunderbares psychodynamisches Anschauungsbeispiel abgäbe. Doch als wir 2009 ein neues Konzept entwickelten, gaben wir dem Ganzen einen Namen, den wir dem Fußball entlehnten: Die Coaching-Zone. Der kleine Bereich am Spielfeldrand also, den Coaches nicht verlassen dürfen, und in dem für alle sichtbar wird, wie sie ihre Arbeit ausüben. Mehr zu unserer eigenen Coaching-Zone im Schwerpunkt hier unten. Darüber hinaus beschäftigen wir uns in der Kategorie „Woran wir denken, woran wir arbeiten“ mit der Dynamik zwischen Mensch und Raum. Zum Schluss finden Sie wieder die Ankündigungen zu den nächsten bei inscape anstehenden Terminen.

Eine bewusste Entmystifizierung
 
Das Konzept der der bei inscape mindestens zweimal im Jahr stattfindenden Coaching-Zone ist schnell erklärt und hinterlässt in seiner praktischen Ausgestaltung doch eine bleibende Wirkung. Während der Tagesveranstaltungen coachen drei Coaches jeweils drei Mal einen Teilnehmer oder eine Teilnehmerin.

Das Anliegen wird eingebracht vom Coachee. Eine bis zu fünfköpfige Gruppe kann dem Coaching-Prozess in beobachtender Rolle beiwohnen und im Anschluss gemeinsam die Arbeit des Coaches betrachten und reflektieren. Dabei geht es bewusst nicht um das Anliegen des Coachees, sondern um das Vorgehen des Coaches. Im Anschluss haben Coach und Coachee dann die Möglichkeit zur Aufarbeitung des ungewöhnlichen und herausfordernden Formats, dieses Mal jedoch unter vier Augen.
 
So wie die Teilnehmenden während des Tages verschiedene Rollen einnehmen können, so ist auch der Effekt mannigfach. Erstmals in einer experience und dann auf dem Coaching-Kongress 2009 von uns eingebracht, hat das Konzept mittlerweile einen festen Platz in den inscape-Ausbildungen. Denn am Ende lernen auch kommende Coaches und Supervisor:innen, bei allem erlangten wissenschaftlichen und theoretischem Wissen, vor allem im konkreten Handeln und Erleben. Dies ist zwar durch eigene Coaching- oder Supervisionsarbeit gegeben, wie auch durch die begleitende Arbeit mit dem Lehrcoach oder der Lehrsupervisor:in. Doch diese Beziehung ist dahingehend speziell, dass die Lernenden ihre Lehrenden nur ganz selten oder nie bei der Arbeit sehen.

So werden in der Coaching-Zone nicht nur Barrieren abgebaut. Auch der Coaching-Prozess an sich wird ein Stück entmystifiziert. Aus unserer Sicht nicht nur ein Zeichen der Kollegialität, sondern auch eine notwendige Weitung des Blickes. Liegt der Fokus während der Ausbildung, gerade was den Vorbildcharakter angeht, natürlicherweise auf der Ausbildungsleitung oder den Lehrcoaches und Lehrsupervisor:innen als Modellen, werden hier ganz konkrete Alternativen aufgezeigt. Es kann nicht nur über die Schulter geguckt werden, sondern die Ausbildenden können sich ganz aktiv etwas abgucken.

Der Umgang mit der Scham
 
Auch ein anderes, essentielles Element der Arbeit als Coach oder Supervisor:in tritt während der Coaching-Zone in den Vordergrund: Der Umgang mit und die Überwindung von der eigenen Schamgrenze. Das fängt schon damit an, dass durch die begrenzte Anzahl an Teilnehmenden schnell klar wird: Die meisten von ihnen wollen, zumindest am Anfang, lieber Beiwohnende, über die Schulter-Gucker:innen sein, als jene die gecoacht werden. Doch ohne Coachees gibt es kein zu beobachtendes Coaching. Gerade in der Möglichkeit im Laufe des Tages so viele Rollen wie möglich einzunehmen, liegt jedoch die besondere Chance der Coaching-Zone. Auch auf systemischer Ebene tun sich verschiedene Prozesse auf, entwickeln sich unvorhersehbare Dynamiken zwischen Coach, Coachee und Beobachtenden, die während des Live-Coachings gehalten und erlebt werden und im Anschluss zur Reflexion stehen. Keine zwei Coachings sind dabei gleich. Dies wird alleine schon durch die verschiedenen Hintergründe der Coaches gewährleistet.
 
Die Coaches haben immer eine Affinität zu psychodynamischen Coaching- und Supervisionskonzepten gemeinsam, unterscheiden sich jedoch in Zugang, Haltung, Methoden, theoretischen Hintergründen und gewählten Interventionen. Gerade deswegen ist eine Teilnahme nicht nur für jene interessant, die sich noch in Ausbildung befinden. Auch jene, die schon Erfahrung haben, lernen in diesem Setting sicherlich noch Neues. Denn was hier zu sehen ist, bleibt normalerweise hinter verschlossenen Türen. So entsteht in der Coaching-Zone eine Art von Kreativität, die aus dem Fragilen der Situation kommt. Etwas das sich in den Beratungsalltag übertragen lässt. Schließlich erfordern das Coaching und die Supervision eine gute Portion von Mut. Ihnen wohnt die Gefahr des Scheiterns inne, der nicht mit einem vermehrten Streben nach Sicherheit begegnet werden sollte, sondern einer Lust zum Ausprobieren, wie sie bei der Coaching-Zone im besonderen Maße möglich ist.
Die nächste Coaching-Zone findet am 22. März statt.

Woran wir denken, woran wir arbeiten: Raum und Rat

Im Schwerpunkt der achten Ausgabe hatten wir uns, angelehnt an das Buch „Beziehungen bauen – die Dynamik zwischen Mensch und Raum in der Beratung“, mit der Bedeutung von Räumen in der Beratungsarbeit beschäftigt. Dabei wurde klar, egal ob wir Räume selber gestalten, als Coach oder Supervisor:in in sie einladen oder als Berater:in in den Räumen einer Organisation zu Gast sind, immer haben Räume eine Wirkung auf jene, die sich in ihnen aufhalten. 

Alain de Botton hat einmal sehr schön gesagt, „dass wir - ob wir wollen oder nicht - an einem anderen Ort ein anderer Mensch sind“. Sich dessen bewusst zu werden, ermöglicht eine tiefere Beratungsarbeit. Wer seine eigenen Beratungsräume hat, der gestaltet eben nicht nur, der oder diejenige steht vor Abwägungen, die einen Einfluss auf die eigene Arbeit haben, genauso wie auf das Empfinden des Klienten oder der Klientin. Schon die Entscheidung einen Raum in der eigenen Wohnung oder Praxis anzusiedeln oder sich mit Kolleg:innen etwas zu teilen, gegebenenfalls sichtbar zu machen das noch andere Trainings oder Fortbildungen am selben Ort angeboten werden, sendet ein Signal. Auch wo wir sitzen, hier geht die Studienlage dahin, dass wir den Blick auf die Tür mit der Wand im Rücken bevorzugen, vermittelt eine Botschaft an uns und jene, die wir beraten.
 
Ultimativ sollten unsere Beratungsräume transformative Räume sein, in denen oft tiefe professionelle Veränderungs- und Entwicklungsprozesse stattfinden. Dafür müssen diese Orte nicht nur einen angemessenen Halt ermöglichen, sie sind darüber hinaus auch ein Möglichkeitsraum, also ein „Potential Space“ im Sinne Donald Winnicotts. Hier werden neue Möglichkeiten spielerisch angeregt und können vorweggenommen werden. Wer ganz konkrete Anregungen zur Thematik haben möchte, für den bietet sich die Möglichkeit zur Teilnahme am Workshop
„Beratung und Setting – die Dynamik zwischen Menschen und Raum“.
 
Was bei uns im Institut ansteht:

  • Der hier oben ausgeführte Workshop zum Thema „Beratung und Setting – die Dynamik zwischen Menschen und Raum“ findet am 15. und 16. März statt. Anmeldungen sind bis zum 29. Februar möglich.
  • Eine Woche später, am 22. März, gibt es die nächste Ausgabe der Coaching-Zone. Dem hier im Newsletter beschrieben Konzept folgend, lassen sich drei psychodynamisch ausgebildete Coaches bei der Arbeit über die Schulter schauen. Die Teilnehmer:innen können ihre eigenen Anliegen einbringen.
  • Vom 27. bis 31. Mai steht die zweite inscape experience des Jahres 2024 an und zwar in Traunstein. Mehr zum Konzept der inscape experience gibt es in Ausgabe 7 des Newsletters.

Anmeldungen zu allen drei Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.


Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie hier.

Damit verabschieden wir uns für die zehnte Ausgabe des Newsletters. Die nächste Ausgabe erscheint im März. Weiterhin können Sie uns natürlich gerne auf
unserer LinkedIn-Seite folgen, um stets auf dem Laufenden zu bleiben.

Herzliche Grüße,

das inscape-Team

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