
Liebe Freund:innen, Intessent:innen, Kund:innen von inscape,
in der vergangenen Ausgabe hatten wir unseren besonderen Ansatz zu einer der Institutionen bei inscape dargelegt: Der Coaching-Ausbildung (hier finden Sie alle bisherigen Ausgaben von „inscape – Zwischen den Zeiten“). Auch die inscape experience gehört quasi zum Inventar von inscape. Schon seit 30 Jahren veranstalten wir inscape experiences, entwickeln die aus der Denk-Tradition der britischen und amerikanischen Tavistock- bzw. Group-Relations-Konferenzen entstandenen Idee weiter.
Das kommende Jahr ist eines der Jahre, in dem es zwei inscape experiences geben wird, in Weilburg an der Lahn und in Traunstein. Wer bei uns schon mal eine Aus- oder Fortbildung gemacht hat, bei der die inscape experience Teil des Curriculums ist, der wird sich wohl an den Ruf der inscape experience erinnern: Denn der Respekt vorher ist groß, der Lernerfolg allerdings ebenso.
Mehr dazu was eine inscape experience ist, gibt es hier unten im Schwerpunkt. In der Kategorie „Woran wir denken, woran wir arbeiten“ geht es dieses Mal um das soziale Träumen. Zum Schluss finden Sie wieder die Ankündigungen zu den nächsten bei inscape anstehenden Terminen.
inscape experience – eine Erfahrung für sich
Wer zum ersten Mal bei der Auftaktveranstaltung dabei ist, für den mag sich die inscape experience wie jede andere Konferenz anfühlen. Es gibt ein Programm, eine Konferenzleitung und alle nehmen auf ihren Stühlen Platz. Doch es braucht nicht lange, dann werden die Teilnehmenden auf ihr Verhalten, auf essentielle Fragen zurückgeworfen. So entwickelt sich jede inscape experience auf drei Ebenen, als Konferenz mit formellen Abläufen, als interpersonaler Prozess und als persönliche Auseinandersetzung mit sich selbst.
Die verschiedenen Formate in der inscape experience wiederholen sich teilweise, manche tauchen auch nur einmal im Zeitplan auf. Während der fünf Tage gibt es Hinweise darauf, was unter der Oberfläche des Eisbergs vonstatten geht, wo unsere blinden Flecken sind, was andere in uns emotional auslösen und was wir in ihnen. So schwingt schon von Anfang an eine große Zahl an Fragen mit: Wie beeinflussen wir andere Menschen und wann gelingt es uns nicht? Wie gehen wir damit um, was uns andere Menschen über uns erzählen? Was machen Autorität und Autonomie mit uns und wie steht es um Stille, Scham und Stress?
Manche dieser Erfahrungen sind in der Rolle angelegt, andere Erfahrungen werden in den Reflexionseinheiten angestoßen. Die inscape experience lässt die Teilnehmenden Unbewusstes bewusst erleben, auch durch die Unterstützung des Staff und der anderen Teilnehmer:innen. Dabei tauchen auch Gefühle auf, die uns aus anderen Zusammenhängen nur zu bekannt sind. Denn alle haben schon die verschiedensten Gruppen durchlaufen oder sind noch ein Teil von ihnen, sei es in der Kernfamilie, durch Gruppenerfahrungen in der Schule, am Arbeitsplatz oder im Sportverein.
Beziehungsgestaltung im „Hier und Jetzt“
Während der inscape experience werden die Teilnehmenden auf diese Erfahrungen zurückgeworfen und befassen sich damit, was hiervon direkt an die Lebensgeschichte anknüpft und in welchen Fällen, die Gruppe uns Aufgaben, Rollen und Gefühle überträgt.
Die inscape experience ist eine Erfahrung des „Hier und Jetzt“, die den Teilnehmenden neue Anknüpfungspunkte und Denkansätze vermittelt, welche mit in den Alltag genommen werden können. Der besteht für viele Menschen auch aus einem Arbeitsalltag, wo die Fähigkeit zur Neubetrachtung immer wichtiger wird, wo Innovation eben nicht nur im Technologischen vonstatten geht, sondern idealerweise auch im zwischenmenschlichen Bereich passiert.
So ist eine inscape experience dann im wahrsten Sinne des Wortes eine Lern-Organisation, aus der jedes Mal etwas Neues in den (Arbeits-)Alltag mitgenommen wird. Es geht während der inscape experience um das Aufbrechen und das Verlassen von jenen Sichtweisen, die wir gewohnt sind und es geht darum, den Fokus auf die Gestaltung von Beziehungen, gerade auch in Arbeitsorganisationen, zu richten. Dementsprechend bietet sich eine Teilnahme nicht nur für Studierende an, sondern auch für Berater:innen, Führungskräfte und Mitarbeiter:innen in Organisationen.
Im kommenden Jahr wird es zwei Möglichkeiten zur Teilnahme an einer inscape experience geben, vom 9. bis 13. Januar in Weilburg an der Lahn und vom 27. bis 31. Mai in Traunstein. Mehr Informationen gibt es hier.
Woran wir denken, woran wir arbeiten: Ein Buch zum Sozialen Träumen
Im antiken Griechenland wurde dem Traum einiges an Wirkmacht zugeschrieben, sollte er doch wichtige Informationen über die Zukunft der Menschheit enthalten. Auch Friedrich Nietzsche und Siegmund Freud setzten sich mit seiner Bedeutung auseinander. Vor allem Freuds These, dass das, was wir über den Traum erzählen nicht so sehr wie seine Bilder an sich von Belang ist, prägte das psychodynamische Denken.
Dass Charlotte Beradt in ihrem 1968 erschienenen Buch „The Third Reich of Dreams“ durch die Untersuchung von rund 300 Träumen aus dem nationalsozialistischen Deutschland nachweisen konnte, wie die Nazi-Ideologie und ihre Gräueltaten in die Träume der Träumenden eindrangen, ohne dass dies explizit formuliert oder auch nur bewusst artikuliert worden wäre, zeigt welche Wucht die Auseinandersetzung mit kollektiven Träumen entwickeln kann.
Doch als der britische Psychoanalytiker Gordon Lawrence vor gut 25 Jahren zu seinem ersten Workshop zum Social Dreaming, dem sozialen Träumen, nach Deutschland kam, war sein Konzept für viele noch neu. Nun zeichnet das Buch „Social Dreaming – Einführung in die Arbeit mit der sozialen Traummatrix für Organisationsentwicklung, Supervision und Gruppentherapie“ die Entwicklung und Einsatzmöglichkeiten des Ansatzes nach. Verfasst wurde das Buch von Ullrich Beumer und Moritz von Senarclens de Grancy.
Schon in den frühen 1980er Jahren hatte Gordon Lawrence begonnen, sich für Träume von Menschen in Organisationen zu interessieren, so entstand die soziale Traummatrix, der die Annahme zugrunde liegt, dass ein assoziatives Sprechen über Träume, das inkorporierte Unbewusste einer Organisation hörbar macht. Es ist ein Format das erfolgreich in Unternehmen angewandt wird und auf verschiedenen psychodynamischen Konferenzen und Kongressen zum Einsatz kommt.
So setzt sich das knapp 90 Seiten lange Buch dann sowohl mit der Entstehungsgeschichte, der praktischen Anwendung, als auch mit dem kreativ, lustvollen und spielerischen Arbeiten mit Träumen an sich auseinander. Neben dem Buch, das sich als Teil der Reihe „Beraten in der Arbeitswelt“ vor allem an erfahrene Berater:innen richtet, und den Ansatz erstmals auf Deutsch zugänglich macht, wird es Mitte Februar auch einen zweitägigen Workshop in Köln zur konkreten Arbeit mit dem Social Dreaming geben. Mehr Infos gibt es hier.
Was ansteht
- Am 30. November beginnt die inscape Coaching-Ausbildung. Während der Ausbildung entwickeln Teilnehmer:innen ihre Haltung als Coach und setzen sich mit den psychodynamischen Aspekten der Arbeit auseinander.
- Vom 9. bis 13. Januar findet die erste der oben beschriebenen inscape experiences in Weilburg an der Lahn statt.
- Der erste Workshop für das kommende Jahr steht fest. Am 16. und 17. Februar wird es in Köln um das Social Dreaming gehen, angelehnt an das oben vorgestellte Buch.
Anmeldungen zu allen drei Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.
Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie hier.
Damit verabschieden wir uns für die siebte Ausgabe des Newsletters. Die nächste Ausgabe erscheint im Dezember. Egal ob Sie unseren Newsletter schon länger lesen oder erst vor kurzem Gefallen daran gefunden haben, leiten Sie diese E-Mail doch gerne an andere interessierte Menschen weiter.
Herzliche Grüße,
das inscape-Team