INSCAPE - ZWISCHEN DEN ZEITEN AUSGABE 3

Newsletter Ausgabe III

Liebe Freund:innen, Intessent:innen, Kund:innen von inscape,
 
mittlerweile sind wir bei der dritten Ausgabe von „inscape – Zwischen den Zeiten“ angekommen, die beiden vorherigen lassen sich wie gewohnt bei uns auf der
Website finden. Beim letzten Mal hatten wir geschrieben, dass wir Ihnen in diesem Format vor allem auch Impulse liefern wollen zur Arbeit mit der Psychodynamik im Coaching und in Organisationen. Das Psychodynamische spielt die zentrale Rolle bei inscape, sowohl in den Aus- und Weiterbildungen, als auch in Workshops und unserer Beratungsarbeit.
 
In der ersten Ausgabe unseres Newsletters hatten wir uns dem Thema Bindung gewidmet und damals auch auf den Workshop
„Ent-Bindungsphänomene in Organisationen!?“ mit Edeltrud Freitag-Becker und Reinhard Völzke hingewiesen. Im Nachgang haben wir mit den Beiden gesprochen. Mehr dazu gleich im Schwerpunkt. Zudem blicken wir in der Kategorie „Woran wir denken, woran wir arbeiten“ auf den Coaching-Kongress in Kassel zurück. Auch die Fotos unten stammen von diesem Wochenende. Ansonsten finden Sie, wie schon aus den ersten Ausgaben gewohnt, die Ankündigungen zu den nächsten bei inscape anstehenden Terminen.

Das Psychodynamische: In Beziehung treten – Haltung zeigen – Präsent sein
 
Digitalisierung, agile Strukturen und Corona – alle Drei haben in den letzten Jahren zur Veränderung von Organisationen, zur Veränderung der Lohn- und Zusammenarbeit beigetragen. Da ist noch gar nicht mitgedacht, wie sich die Rolle des Menschen angesichts der rapiden Entwicklung künstlicher Intelligenz verändern wird. Eine Zeit also, die einen geschärften psychodynamischen Blick besonders notwendig erscheinen lässt.

Schließlich zeigen sich die Auswirkungen dieser Veränderungen eben oft in den unbewussten Schichten des Fühlens, Denkens und Handelns von Organisationen – im weniger Offensichtlichen. Hier ins Gespräch, in die Beziehung zu kommen, darin liegt eine der Kernkompetenzen psychodynamischen Arbeitens. Das wird auch während im Gespräch mit Edeltrud Freitag-Becker und Reinhard Völzke schnell klar.


So steht am Anfang unter anderem folgende Erkenntnis: In der Aus- und Weiterbildungswelt, besonders auch in Schulen und Universitäten, liegt der Fokus nicht mehr unbedingt auf Gruppen, sondern auf individuellem oder ich-bezogenem Lernen. Doch im Berufsleben wird anderes gefordert und gefördert, deswegen stehen viele Entscheidungsträger:innen und Arbeitnehmer:innen hier vor der Erkenntnis: Was passiert eigentlich, wenn man sich nicht mehr sieht oder wenn man nicht mehr weiß, was der oder die Andere denkt? Was passiert, wenn man nicht mehr miteinander reden kann? Eine der zentralen Fragen lautet also: Wo soll die Beziehung herkommen? Gerade in einer modernen Arbeitswelt, in der systemische (Beratungs-)Ansätze anscheinend die Oberhand gewonnen haben.

Das Beste aus zwei Welten

Auch der psychodynamische Ansatz kommt nicht ohne systemische Grundlagen aus, oder wie es Freitag-Becker sagt: „Ich denke das wir ohne ein systemisches Denken gar nicht arbeiten könnten. Also kontextorientiert, Systeme mit im Auge behalten, diese miteinander in Beziehung setzen, das geht gar nicht ohne.“ Was sie jedoch wahrnimmt, ist dass der systemische Arbeitsansatz zu schnell zu einer Anreicherung von Methoden, Übungen und Sets verkommt. Diese machten zwar viel auf, führten allerdings nicht unbedingt zur Bindung.

Die zentrale Rolle der Bindung von psychodynamisch trainierten Coaches, Supervisor:innen und Berater:innen wird von Beiden herausgestrichen, auch ein damit einhergehendes Wagnis zur Konfrontation und Provokation, ein sich berührbar machen. Freitag-Becker umschreibt das so: „Es ist die Art und Weise, dass ich mich als Beraterin nicht zurücknehme, sondern in die Beziehungsauseinandersetzung gehe, und riskiere, dass ich durch meine Art der Intervention irgendetwas anstoße. Etwas das ich nicht überblicken kann. Ich glaube das dieses Rollenrisiko, das Konfrontationsrisiko, was wir eingehen, eine Markierung für psychodynamisches Arbeiten ist. Weil es eben nicht die Dynamik ignoriert.“ Psychodnyamische Berater:innen gehen jedoch nicht nur in Beziehung, sie zeigen Haltung und sind präsent.
 
Trotzdem glauben Freitag-Becker und Völzke, dass sowohl der psychodynamische als auch der systemische Ansatz in der Zukunft weiter voneinander werden lernen können. Während Freitag-Becker psychodynamisch ausgebildeten Supervisor:innen und Coaches empfiehlt, durchaus mal einen Blick in die Bücher von Niklas Luhmann zu werfen, verweist Völzke auf fruchtvolle Zusammenarbeiten zwischen beiden Ansätzen. Als Beispiel nennt er Peter Fonagy, der als Begründer der Mentalisierung gilt, einen psychodynamischen Hintergrund hat, und im Jahr 2021 mit Eia Asen, einem systemisch geprägten Facharzt für Kinder-, Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie und -Psychotherapie, das Buch
„Mentalization-Based Treatment with Families“ geschrieben hat. Was im Gespräch mit Freitag-Becker und Völzke klar wird, die Entwicklung ist keineswegs statisch, sondern wird durchaus noch an Dynamik gewinnen.
 
Wer sich weiter mit psychodynamischen Themen auseinandersetzen, einen ersten, übergreifenden Einblick erhalten oder sein Wissen auffrischen will, für den mag der Workshop
„Einführung in die psychodynamische Beratung – Konzepte für Coaching, Supervision und Organisationen“ von besonderem Interesse sein. Dieser findet am 16. und 17. Juni bei uns im Institut in Köln statt und wird von Dr. Ullrich Beumer und Dr. Karin Herrmann geleitet.

Woran wir denken, woran wir arbeiten: Wie können wir die Realität bewältigen unter Berücksichtigung unserer Abwehr?
 
Die obenstehende Frage wurde von Professor Dr. Heidi Möller als Kernfrage formuliert beim 12. Kongress für psychodynamisches Coaching. Diese Frage begleitete uns auch durch die zwei Tage von Kassel, die den Beitrag des psychodynamischen Coachings zur nachhaltigen Transformation in den Mittelpunkt stellten. 
 
Dazu gehörte der öffentliche Vortrag von Professor Dr. Sighard Neckel von der Universität Hamburg. Aus Sicht des Soziologen individualisiert der ökologische Fußabdruck den Beitrag zur Nachhaltigkeit und verzerrt ihn damit auch. Er bereitet denjenigen, die die Wahl haben, eine moralische Überlegenheit und verstärkt doch soziale Abstoßungsprozesse, wo wir eigentlich soziale Allianzen brauchen. Laut Neckel ist ein kohlenstoffärmeres Leben ohne ökologische und gesellschaftliche Umstellungsprozesse nicht möglich. Daher ist Nachhaltigkeit ein Gerechtigkeitsthema. Erst eine Veränderung der Verhältnisse, kann auch das Verhalten verändern.
 
Doch was bedeutet das für Coaches? Verharren sie vielleicht als Nicht-Nachhaltigkeitsexpert:innen zu häufig in der Rolle der neutralen Moderator:innen? Sollten Coaches nicht eigentlich helfen die Gräben anzusprechen, Missverständnisse aufzudecken und Führungskräfte darin zu bestärken und zu unterstützen, Strukturen mutig in Frage zu stellen?
 
Zumindest „wabern“ die Themen eher oft nebenher ins Coaching hinein, wie Dr. Ute Symanski feststellte. Psychodynamische Berater:innen könnten diese jedoch aktiv aufgreifen und so die verwischten, weil unliebsamen Konfliktstränge aufdecken. Wir könnten Gespräche initiieren, die auch über die Ängste und die Fehler sprechen, die gemacht wurden, damit die Auseinandersetzung nicht weiter verschoben wird. Ein passendes Bild für den Auftrag aus diesem Coachingkongress lieferte Dr. Andreas Herbst: Nicht nur am ökologischen Fußabdruck arbeiten, sondern auch am Handabdruck. Ein Handabdruck im Sinne von Engagement, politischem Aktivismus und Stellung beziehen.

 

Was ansteht
 

  • Am 16. und 17. Juni findet der oben erwähnte zweitägige Workshop „Einführung in die psychodynamische Beratung“ statt. Durch kurze Theorieinputs und die Arbeit mit dem praktischen Material der Teilnehmer:innen werden psychodynamisch inspirierte Methoden vermittelt.
  • Am 21. September beginnt die Supervisions-Weiterbildung für Coaches 2023. Das Ziel der nach DGSv-Richtlinien stattfindenden Weiterbildung ist es, die bereits vorhandenen Kompetenzen sowie das Wissen um Beratungskonzepte zu vertiefen und zu erweitern. So soll ein eigenes Profil als Supervisor:in entwickelt werden.
  • Die Fortbildung zur Generativen Organisationsentwicklung startet am 3. November. Fokus sind dabei praktische Fragestellungen der Beratung und Führung von Organisationen. Zudem geht es darum, die mit und in ihnen arbeitenden Menschen neu zu erfassen und die Themen anhand von konkreten Veränderungsprojekten der Teilnehmer:innen zu bearbeiten.

 
Anmeldungen zu allen drei Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter
Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.

Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie
hier.

Damit verabschieden wir uns für die dritte Ausgabe. Die nächste Ausgabe erscheint im Juli. Wenn Sie Gefallen haben an unserem Newsletter, dann leiten Sie diese E-Mail doch gerne weiter.

Herzliche Grüße,
das inscape-Team

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