inscape - Zwischen den Zeiten

inscape - Zwischen den Zeiten

Liebe Freund:innen, Intessent:innen, Kund:innen von inscape,

willkommen zur ersten Ausgabe unseres von nun an regelmäßig erscheinenden Newsletters „inscape – Zwischen den Zeiten“. inscape gibt es als psychodynamisch orientiertes Fortbildungs- und Beratungsinstitut seit mehr als 20 Jahren. In den letzten Jahren war dabei viel in Bewegung. So gab es neue Fortbildungen, neue Referent:innen und während der Corona-Zeit wanderte auch bei uns vieles, zumindest zwischenzeitlich, in den Online-Raum. Doch was sich nicht verändert hat, das ist der Kern unseres Selbstverständnisses: Wir verstehen uns nach wie vor als sicherer Ort für Unsicheres und wir glauben an die Notwendigkeit eines solchen Ortes – mehr denn je.

Sei es bei unseren Jahrestagungen, in unserer Beratungsarbeit, in unseren Workshops oder unseren Ausbildungen, stets treffen Menschen mit den verschiedensten Hintergründen aufeinander. In diesen Zusammentreffen tun sich neue Blickwinkel auf, zuvor ungedachte Gedanken werden geteilt und weitergedacht. Das soll hier an dieser Stelle fortgesetzt werden.

Wir wollen dabei teilen, was uns über unsere Seminare hinaus beschäftigt und wir wollen gedanklichen Input und Impulse zur Arbeit mit der Psychodynamik im Coaching und in Organisationen liefern. In den letzten Monaten haben wir uns zum Beispiel mit Bindungsphänomenen auseinandergesetzt, sowohl in Kulturprojekten und Supervisionen als auch in Führungskräftecoachings. Einige unserer Gedanken dazu können Sie im Schwerpunkt dieser Ausgabe finden. Außerdem soll der Newsletter Sie auf interessante Artikel und Entwicklungen hinweisen und Ihnen einen kompakten Überblick der anstehenden Veranstaltungen, Aus- und Weiterbildungen geben.

Bindung und Verbindlichkeit in Zeiten des Home Office

Unsere 26. Jahrestagung im letzten September stand unter dem Titel „Kommen. Gehen. Frei gebunden?! Bindungs- und Trennungskultur in Organisationen und Netzwerken“. Ein Schwerpunkt waren dabei Fragen nach Autonomie und Zugehörigkeit in der neuen Arbeitswelt.

Das Home Office wird gefordert und genutzt, es macht vieles leichter, doch stellen wir in verschiedenen Kontexten fest: Was zunehmend verloren geht, sind Bindung und Verbindlichkeit. Die Selbständigkeit wird manchmal als eine Befreiung empfunden, endlich gibt es mehr Autonomie. Gleichzeitig bleibt jedoch der Wunsch nach Zugehörigkeit groß. Gerade im Übergang stellt sich zudem die Frage nach der eigenen Identität. Soziale Netzwerke bieten dafür – zumindest für manche – eine Art sozialer Kuschelecke. Doch bleibt die Bindung hier fragil.

Bei einem dieser sozialen Netzwerke, Xing, geht man jetzt einen ambitionierten Weg. Die Plattform setzt sich Job-Happiness als Ziel: Sie will ihren Mitgliedern Orientierung bieten bei der Suche nach dem passenden, dem zufrieden machenden Arbeitsplatz. Dazu schlägt Xing dem jeweiligen Mitglied im Laufe seines Berufslebens die kulturell passenden Organisationen, Jobs, Coaches und Kontakte vor, um so dem „Glück“ im Job näher zu kommen. Eine Bindung an die Plattform soll entstehen, weniger an einzelne Arbeitgeber.

Leben, wo früher nur arbeiten war und arbeiten, wo früher nur leben war 

Großfirmen schieben den Trend zum Campus an. Idealerweise verbindet ein solches Doppelkonzept aus Home Office und Campus die Vorteile der neuen Arbeitswelt: Die Chance zum konzentrierten Arbeiten im eigenen Zuhause, bei zeitgleichem Zugewinn an Freizeit durch wegfallende Arbeitswege. Der zwischenzeitliche Besuch am Campus hingegen bietet Austausch, Inspiration, Vernetzung, ja, ein Erleben der eigenen Organisation. Soweit der Wunsch.

Aus Sicht des Konzepts des ‚Ewigen Aufbruchs‘ von Vera King haben wir es hier mit einer jugendlichen Bindungs- und Lebensform zu tun. Als Ergebnis der Beschleunigung und Flexibilisierung unserer Lebenswelt wird das Neue von den Älteren nicht mehr gehasst, stattdessen wird es idealisiert. Daraus entsteht laut King die Position des ewigen Aufbruchs. Diese verändert die Generationenspannung und dient dem psychischen Muster der Abwehr von Vergänglichkeit. Die mit dem Zwang zur Optimierung verbundene Haltung bedeutet zudem, sich alle Optionen offenzuhalten, „sodass immer noch alles möglich und möglichst noch optimierbar erscheint“. Im ewigen Aufbruch wird neben Bindungsfähigkeit auch eine hohe Trennungskompetenz gebraucht. Für beides jedoch muss die Angst überwunden werden, sich von Möglichkeiten zu trennen.

Wir sind im Übergang, und die Zwischenwelt braucht Ausgestaltung, bevor sie zur gelebten Realität werden kann. Im Moment wird das Bindungsbedürfnis übertragen, teils auch an Coaches und Berater:innen. Diese Beziehungen bleiben auf längere Zeit als stabilisierender Faktor erhalten. Auch an das Zuhause der Mitarbeiter:innen wird das Bedürfnis nach Verbindung delegiert, dort verbleiben allerdings viele ohne Anbindung. So kommt besonders den Teams eine immer bedeutendere Rolle zu. Bestenfalls fangen sie auf, was sich zu entbinden droht. Viele fühlen sich ihren Teamkolleg:innen enger verbunden als der Organisation. Hier wird es dann auch häufig verhandelt, das Gleichgewicht zwischen Autonomie und Zugehörigkeit.

Teamentwicklung mit Bedeutungszuwachs

Beim Aspekt der Teamentwicklung wollen wir auch mit unserem zweitägigen Workshop „Ent-Bindungsphänomene in Organisationen!?“ am 31. März und 1. April ansetzen. Während Teams immer noch eine Sehnsucht nach Bindung, Ver-Bindung und Ein-Bindung stillen, sind die konkreten Erfahrungen mit Bindungen unterschiedlichster Art doch oft ambivalenter oder sogar enttäuschender.

Der Workshop wird geleitet von Edeltrud Freitag-Becker und Reinhard Völzke und findet bei uns im Institut statt. Die Ausschreibung mit genaueren Informationen finden Sie hier.

Woran wir denken, woran wir arbeiten

Wir wollen die lange Tradition der inscape Jahrestagungen aufbrechen. Statt der 26. inscape Jahrestagung, wird es daher in diesem Jahr das 1. inscape Dialogforum geben, mit dem Titel „Zorn. Zweifel. Zusammenhalt“. Im Dialogforum wollen wir der Vernetzungsidee mehr Raum geben. Der Austausch von Ideen und Erfahrungen, die Reflexion und gegenseitige Inspiration stehen im Vordergrund. Mit psychodynamischen Methoden wollen wir gesellschaftliche und organisationale Phänomene explorieren. Es sollen Fragestellungen aus konkreten Projekten diskutiert werden und die Kollegialität jenseits des Wettbewerbs befördert werden. Unser Ziel ist es, ein Forum anzubieten, um das psychodynamische Arbeiten in Organisationen gemeinsam weiterzuentwickeln. Das 1. inscape Dialogforum findet am 29. und 30. September 2023 in Köln statt. Die Ausschreibung folgt sehr bald.  

Was ansteht

Der oben erwähnte Workshop „Ent-Bindungsphänomene in Organisationen!?“ findet am 31. März und 1. April statt.

Am 21. und 22. April geht es im Workshop „Beratungsraum und Setting“ um das Verstehen und Gestalten von Dynamiken in eigenen und fremden Räumen.

Der 12. Kongress für psychodynamisches Coaching findet am 2. und 3. Juni an der Universität Kassel statt. Er steht unter dem Motto: „Umbruch – der Beitrag des psychodynamischen Coachings zur nachhaltigen Transformation“ 

Anmeldungen zu allen drei Veranstaltungen können jeweils bei Gabriele Beumer unter Gabriele.Beumer@inscape-international.de vorgenommen werden.

Das ganze Jahresprogramm von inscape finden Sie hier.

Damit verabschieden wir uns für die erste Ausgabe. Die nächste Ausgabe erscheint im April.

Wir würden uns auf jeden Fall freuen, Sie weiterhin als Leser:in begrüßen zu können.


Herzliche Grüße,

das inscape-Team

Literatur
Icon Kalender Termine

VERANSTALTUNGEN